Nicht rund
Sonntag, den 5. Oktober 2008Irgendwas lÀuft grad nicht rund, heute. Leichter Schwindel, unkonzentriert, ErkÀltungsmist.
Ich denke, fĂŒr heute bleib ich mal auf der Coch.
Irgendwas lÀuft grad nicht rund, heute. Leichter Schwindel, unkonzentriert, ErkÀltungsmist.
Ich denke, fĂŒr heute bleib ich mal auf der Coch.
Heute also Venlo. Nach vielen vielen Jahren mal wieder. Gut, nach Venlo direkt gings nicht, weil die SĂ€chsin falsch abbog im Kreisel – aber immerhin und dann doch schicker ins trefcenter.
Warenwelten aus dem Himmel. Der HollĂ€nder an sich versteht ja die Kunst, scheinbar nebensĂ€chliches Drumherum miteinander so zu verbinden, dass man Lust bekommt, es zu kaufen, grad weil es miteinander im Zusammenhang steht. GemĂŒsemischungen (perfekt fĂŒr Pfanne und Suppe), seltsam aussehend gewĂŒrztes Fleisch in beinahe nachlĂ€ssiger Form (vielleicht sogar biologischen Ursprungs). Nach Benzinkanister aussehende Ălkanister, denen Fritierfett eingefĂŒllt wurde. Skurrile Verpackungen, tijgerwit, Caramelbrotaufstrich, surinaamse moksie metie … paradiesisch. Wir haben eingekauft, als wĂ€re die SĂ€chsin das erste Mal im Westen. Allerdings hab ICH mit GĂ€nsehaut und kindischem Strahlen eingepackt. Die Ossibraut ist dafĂŒr schon fast wieder zu abgebrĂŒht.
Vor Holland aber erst ein Stop im McDonalds in Willich, nach dem trefcenter ebensolches im venloischen KFC, danach Lampen gucken und Lampenkonstruktion fĂŒr KĂŒche abgucken. Dann ins kwantum: Farben, Pinsel und gröĂere LeinwĂ€nde kaufen, groĂe Kissen bestaunen, grandiose Couch anhimmeln und ĂŒberhaupt und sowieso Möbel und killefitt. Danach Sahnewaffel essen, dann Kaffee trinken, und seitdem höre ich von der SĂ€chsin vor allem, dass ich nicht mehr vom Essen sprechen soll đ
In dem Sinne: Neidischer GruĂ nach Den Haag. Auch wegen der Einkaufsmöglichkeiten. Was fĂŒr ein geiler Tag. Ich hab mich lange nicht mehr so gut und lebendig gefĂŒhlt. So viele EindrĂŒcke, GerĂŒche; so viel Haptik. So viele Farben. Da waren richtige GlĂŒcksmomente dabei, und – wir waren ja eigentlich bloĂ einkaufen. Klingt pathetisch wie sonstwas, aber so war das đ Nur die um uns und in uns reinrennenden duitsen haben gestört. Blödbacken, dĂ€mliche.
Beobachtung 1: Duisburger steigen immer mit Kippe inner Fresse aus ihren weiĂen Autos.
Beobachtung 2: eingepackte frische Bratwurst sieht in Holland irgendwie aus wie hingekackt.
Beobachtung 3: Die HollÀnder machen einem durch die Landschaft schon an der Grenze zu Deutschland klar, dass irgendwo am Ende des Landes das Meer sein wird.
Ich bin aufgedunsen durch das Cortison, die daraus resultierenden HeiĂhungerattacken und den Bewegungsmangel, der auf meine Unsicherheit zurĂŒckzufĂŒhren ist. Kurzum: Ich bin ein Wrack.
Ich habe ein 1-a-T-Shirt an, das aus mir einen optischen Metzgereiunfall macht, eine Frisur die eher aussieht wie ein Angriff, keuche bei fast jedem Schritt und zittere, wenn ich auch nur eine Tasse
Kaffee anheben soll. Mein Magen dreht sich in jede Richtung, ich habe BlĂ€hungen und Sodbrennen durch die Medikamente und manchmal weiĂ ich nicht, ob mir schwindlig ist oder weil ich meine, mir mĂŒsste schwindlig sein. Ich rieche komisch, schmecke nur mĂŒhsam den Nuancen hinterher und – mir geht’s gut. Heute ist Tag der deutschen Einheit und heute ist ein bisschen Zuhause und heute ist noch mehr der Tag, an dem mir diese Dinge nichts ausmachen. Bis zu einem gewissen Punkt – aber der ist weit weg. Mir geht’s gut. Und das liegt nicht nur – wie frĂŒher so oft – an einem gewissen Umstand, sondern an meiner allgemeinen Verfassung. Das ist echt und nicht aufgesetzt. Das ist real und tiefgehend und das ist Leben und nicht abwarten.