Monatsarchiv für Februar 2009

Nicht nur gut

Dienstag, den 10. Februar 2009

Es soll bitte niemand glauben, ich wÀre jetzt ein Ausbund an AbgeklÀrtheit und Ruhe und Weisheit und so.

Ich lebe in einer Grenzsituation. Bin nach wie vor gerne lebendig und verhalte mich deshalb mitunter seltsam (wie ich dachte). Je nachdem neige ich zur leichten Cholerik, Ungerechtigkeit, Sturheit (Erbe meines Papas), von Mama hab ich wohl den Hang zu schĂŒtterem Haar und Lungenkrebs. Damit muss meine Familie auch umgehen können, und bislang machen sie das fantastisch. Sie lassen das zu, ohne das zu sehr oder zu wenig zu beachten. Wie Uli und Jost unabhĂ€ngig voneinander meinten: Ich hab mich da nicht sehr verĂ€ndert. Wie beruhigend. Der Punkt ist, dass ich das auch fĂŒr mich zulassen muss. Ich sehe aus wie ein verdammter Buddha, aber ich lebe, habe GefĂŒhle. Die mĂŒssen gelebt werden. Anders geht’s nicht.

Wieso?

Dienstag, den 10. Februar 2009

Manche Fragen sollte man nicht stellen. Zum Beispiel kann ich mir vorstellen, dass Gaius Julius CĂ€sar (100-44 v. Chr.), römischer Feldherr, Staatsmann und Schriftsteller) heute noch leben könnte, hĂ€tte er seine(n) Brut(us) morgens nicht gefragt, wie das wohl wĂ€re, wenn Papa den Sohnemann nicht mit Senatsrechten verwöhnt. So aber: Mittags auf der Treppe das alte KĂŒrbismesser bis zum Solarplexus im Körper und hintendran Brutus. Falsche Frage, sage ich mal.

Ähnlich ist das in meiner Situation jetzt. Seit Tagen gehts mir gut und besser. Die LĂ€hmung meines rechten Beins ist fast weg, meine Schmerzen sind fast weg, ich „sehe besser aus“, bin gut gelaunt … Soll ich fragen, wieso das so ist? Wozu? Das ist so. Das genieße ich. Das kann morgen vorbei sein, nach wie vor. Soll ich mir das Essen mit GrĂŒblereien verderben?

Vielleicht ist das einer der Mechanismen, mit dem eigenen bevorstehenden Tod zurechtzukommen: Annehmen, nicht fragen. Bei mir funktioniert’s.

Rita

Dienstag, den 10. Februar 2009

Heute Morgen – eben – habe ich Rita kennen gelernt. Nach Zigarette #2 sah ich im linken Augenwinkel etwas Lockiges auf dem Boden, das zu mir hochguckte. Prima, dachte ich, was fĂŒr ’ne fiese Nummer meiner Metastasen am Morgen. Normalerweise sehe ich links nur meine Mama, meinen Papa oder anonym vorbeihetzende Personen aus meinem Unterbewußtsein.

Dauerte bisschen, bis ich merkte: Der Hund da unten ist echt. Rita, „Wachhund“ der Nachtschicht Heinz Willi. Wie man das so lernt, hielt ich ihr (Rita) eine Hand hin, damit sie einverstanden sein konnte, von mir gestreichelt zu werden, aber Rita machte nicht den Eindruck, als wĂ€re das ein erklĂ€rtes, zu erreichendes Lebensziel fĂŒr sie.

Vielleicht morgen. Jedenfalls: Guten Morgen, Welt 🙂

I. Ankunft

Dienstag, den 10. Februar 2009

Es kann sein, dass ich hier Zeiten durcheinanderbringe. Dann korrigiert mich bitte in den Kommentaren, Familie.

Familie

Ich schÀtze, ich sollte den Begriff Familie mal definieren: Das sind diejenigen, die in der letzten Zeit vor allem persönlich, also aus meinem direkten Umfeld, da waren und sind: Pe, Pe und nochmal meine kleine geliebte Schwester; Uli (und auch Maria); Schnuppsi, Rainer, Ilka, Gabi, Elke, meine vermisste DRK-Ria, Jost, Bianca, Lars, Mike, Bettina, Tina.

NatĂŒrlich ihr aus meiner virtuellen Welt und von weiter weg (ich hab dich lieb, Sonne). Hab ich jemand nicht erwĂ€hnt? Mein Hirn ist manchmal ein Sieb, wo an den unmöglichsten Stellen LĂŒcken sind.

Als ich hier vor drei Wochen aus dem Krankentransport im Rollstuhl vor die TĂŒr gefahren wurde, habe ich erst mal geheult. Sagte Pe, dass das jetzt das Haus sein wĂŒrde, in dem ich sterbe.

In der Heliosklinik hatte ich immer mehr abgebaut, körperlich und geistig, seit ich wusste, dass da „medizinisch“ nichts mehr zu machen sei. Ich konnte n icht allein aufs Klo, nicht wirklich aus dem Rollstuhl, musste mir bei allem helfen lassen, und wurde – denke ich – da aber auch nicht richtig versorgt.

Und jetzt war ich hier, mit dem „never come back“-Stempel versehen. Ich gab mir eine Woche, zehn Tage vielleicht, bis ich sterben wĂŒrde. Dann passierten ein paar Dinge. Der Doc sprach mit mir, erklĂ€rte mir, was man hier tut, dass und wie ich sterben wĂŒrde. Versprach mir, dass ich nicht krepieren, nicht ersticken wĂŒrde und nahm mir damit auf einmal zwei große, die grĂ¶ĂŸten Ängste. Meine Schmerztherapie begann. Wann immer ich brauchte, wollte – ich bekam Schmerzmittel, die wirkten. Seit Monaten war ich endlich ĂŒber lĂ€ngere Zeit schmerzfrei.

(mehr …)

Wo? Da!

Montag, den 9. Februar 2009

Da wohne ich. Guckt mal rein, wenn ihr mögt – ein paar Geschichten dazu folgen dann.

Feed it!

Montag, den 9. Februar 2009

[hidepost]

Wenn schon … oder?

UPDATE (und gut is)

Kleines BilderrÀtsel: Unter www.desoetejonges.de ist der andere Doug irgendwo in der Galerie abgebildet. Wer ihn findet, bekommt eine kleine Lobhudelei in diesem Blog (Teilnahmeschluss: DemnÀchst)[/hidepost]

Wo?

Montag, den 9. Februar 2009

[hidepost]

Weil ihr euch einerseits wirklich an meine Bitte wegen der Kontaktaufnahme gehalten habt (Danke!) und ich andererseits gern was ĂŒbers Hospiz schreiben möchte, werde ich also jetzt – tatataaaa , also: heute irgendwann, enthĂŒllen, wo ich bin.

Im Vertrauen darauf, dass ihr euch weiterhin an meine Bitten haltet: Nicht anrufen, nicht einfach so vorbei- oder gar reinkommen. Und schickt mir auch nichts, was man irgendwo hinstellen muss, ja? Danke. [in dem Zusammenhang: Das ist schon ein selt- bizarres GefĂŒhl, wenn man SĂŒĂŸigkeiten bekommt, die ein lĂ€ngeres MHD haben als man selbst … *ggg*]

Bis spÀter ;)[/hidepost]