Dreiste Werbung (1)

Als metastasisch (körperlich) retardierter Fernsehnebenbeigucker sehe ich natürlich auch viel fern. Manchmal nicht fern genug. Und weil ich mich gern über Schwachfug aufrege, will ich hier unregelmäßig ein bisschen was von dem weitergeben, das ich so sehe.

Abt.: Werbung ⇒ YELLO

Wie sehr muss man seine (potenziellen) Kunden verachten und für strunzdämlich halten, um so einen Spot produzieren zu lassen, wie YELLO ihn seit Wochen so versenden lässt:

Verantwortlich für den diesen Rückschritt in die Welt der Werbung aus den frühen Achtzigern ist die betreuende Agentur JUNG VON MATT, die einen zweiten – mittlerweile auch laufenden, Spot aus der „damals, als sprachgesteuerte Help- und Hotlines noch neu waren“-Mottenkiste produzierte:

Wie peinlich! Wie schlimm, wie dilletantisch, wie frech! Aber frech ist YELLO als Tochter des Energieriesen EnBW ja sowieso, wie die WELT ONLINE in einem Gespräch mit Peter Vest am 30. April 2007 für sich feststellte:

Meine Lieblingsstelle ist die folgende, da muss ich jedes Mal lachen:

WELT ONLINE: (…) Als Chef von Yello Strom sind Sie so etwas wie ein Fachmann für leere Versprechungen. „Gelb, gut, günstig“ lautet der Werbespruch Ihres Unternehmens. Und nichts davon stimmt.
Vest: Warum soll davon nichts stimmen?
WELT ONLINE: Yello Strom kann nicht gut sein, weil Strom grundsätzlich keine Qualität hat. Er ist nicht günstig, weil Yello fast nirgendwo in Deutschland der billigste Anbieter ist (siehe Datum des Artikels). Und gelb ist Ihr Strom wohl auch nicht.
Vest: Um mit dem letzten Einwand anzufangen: Um aus Strom eine Marke zu machen, mussten wir das Produkt visualisieren. Das ist prima gelungen. Das sehe ich bei meinen Kindern. Für die ist Strom gelb. Das stimmt zwar nicht real, ist als gedankliche Inspiration für den Betrachter aber ein Gewinn. Und was Ihre Einwände hinsichtlich Qualität und Preis angeht, unterliegen Sie einem Trugschluss.
WELT ONLINE: Inwiefern?
Vest: Indem Sie glauben, das Produkt von Yello sei Strom.
WELT ONLINE: Sehr interessant. Wenn Sie keinen Strom verkaufen, was tun Sie dann?
Vest: Yello ist Strom plus Service plus Erlebnisfaktor.
WELT ONLINE: Strom soll billig sein, fließen und meinen Elektroherd antreiben. Wozu brauche ich da Erlebnisse?

Man kann natürlich streiten, ob so eine idiotische Werbung vielleicht nicht doch wieder gut ist, eben weil sie ist wie sie ist, und so Hansel wie ich sich drüber aufregen. Muss man aber nicht. Man kann auch einfach sagen: „Scheisse, ist das schlecht.“

Eine Reaktion zu “Dreiste Werbung (1)”

  1. nico

    Hihi …
    Ich lach mich jedes Mal weg, wenn der Spot kommt.
    (Und hoffe dann, dass ich solche „Verständigungsprobleme“ mit den Kunden nicht habe.)

    Jedenfalls schafft der Spot es, dass wir über ihn sprechen. So blöd er sein mag … (Marketing-)Ziel erreicht.
    😉