Sterben im Hospiz
Eben ist hier eine Frau gestorben. Ihre Mutter sprach mich an, als ich in der Lounge saß und rauchte. „Meine Tochter kann nicht sterben“, sagte sie, und war so verzweifelt darüber. Wir kamen dann ins Gespräch.
Die Tochter, aufgrund ihrer Krankheit und der Behandlung körperlich extrem gezeichnet und deshalb für mich gar nicht einzuschätzen, wie alt sie war, ist vor etwa 10 Tagen hier angekommen, nach einer Odyssee durch Kliniken, Diagnosen und Behandlungen, gegen die meine kleine Geschichte wie ein harmloser Rollschuhunfall klingt. Vorgestern noch hatte ich versucht, mit ihr ein bisschen zu plaudern, aber ihre kraftlose Stimme und mein Tinnitus hatten das verhindert.
Aber heute zeichnete sich ab, dass es zuende ging. Der Tod der Frau war nicht belastend für mich – aber wie extrem verzweifelt die Mutter darüber war, dass ihre Tochter einfach nicht sterben konnte und sich weiter und sinnlos aufbäumte … hat mich wirklich weinen lassen, mich berührt. Das ganze Haus war in Bewegung; Schwestern und Doc ständig in ihrem Zimmer, sich um die Sterbende und die Zurückbleibenden kümmernd. Die Mutter und ihre zweite Tochter kamen immer wieder zu Pe, Mike und mir an den Tisch, von der Leidensgeschichte der Kranken erzählend. Voller Trauer, aber auch voller Dankbarkeit, dass sie zuletzt noch erleben durften, wie sie aus dem funktionalen Klinikalltag in dieses Hospiz kam und hier, wie die Mutter immer wieder dankbar und wie ein Mantra betonte, menschlich behandelt wurde. Würde bekam.
Mehr mag ich nicht erzählen, das wäre pietätlos. Außer: Irgendwann setzt sich die Mutter erleichtert an den Tisch und sagte: „Sie hat es geschafft“. Und sie war ruhiger.
Ich bin dann noch viel zu lange sitzengeblieben, habe mit den Dreien gesprochen und dachte schließlich, was ich eigentlich in dieser intimen Situation verloren habe – und verzog mich. Allerdings bekam ich dann später gesagt, dass es wohl okay war, dass ich nicht gestört habe – im Gegenteil. Trotzdem bleibt da ein schales Gefühl deswegen …
Am 10. Februar 2009 um 21:14 Uhr
wie gut, dass du da bist, wo du jetzt bist …
man könnte sich eigentlich nichts besseres wünschen als eine solche atmosphäre und diese leute rundum, sowohl das personal als auch die anderen gäste mit angehörigen …
Am 10. Februar 2009 um 21:25 Uhr
mach dir keinen kopf, alf. wenn du gestört hättest, hätten sie dich das ganz bestimmt merken lassen und so wie du erzählst, fanden sie deine anwesenheit gut.
das schale gefühl, das du jetzt hast, wird vielerlei gründe haben, aber sicher nicht den, dass du etwas falsch gemacht haben könntest. „da sein“ ist nie falsch und du warst einfach da und hast zugehört, vielleicht auch nachgefragt, vielleicht auch selber erzählt … es war sicher gut und richtig, bitte sei beruhigt – in so einer situation ist man froh über jeden, der einfach da ist.
ok?
Am 10. Februar 2009 um 21:35 Uhr
Sowas Ähnliches sagte Sr Ursula auch … okay. Danke 🙂
Am 11. Februar 2009 um 09:06 Uhr
Ich denke auch, dass es eher gut als falsch war, dass Du da warst. Mit wem könnte man in einer solchen Situation besser reden als mit einem „Insider“.
Bitte gib den Menschen dort weiterhin von Deiner Kraft ab 🙂
Am 11. Februar 2009 um 09:19 Uhr
Noch was:
Warst Du eigentlich schon immer so? Also mitfühlend, sensibel auch mal einen Fehler eingestehend?
Wenn ja bist Du echt ein Arsch, dass Du das bei ap nie hast durchblicken lassen. Wir hätten soviel Spaß haben können anstatt uns gegenseitig anzuzicken. Man ey.
😛
Am 11. Februar 2009 um 09:27 Uhr
ey, komm schon qba:
mit so einem warmduscher wäre es doch alles nur der halbe spaß gewesen, oder?
Am 11. Februar 2009 um 09:43 Uhr
Ich mag Warmduscher. Bin selber einer. Er hätte ja wenigstens das Wasser von 0° auf 12° aufdrehen können. 😆
Am 11. Februar 2009 um 10:38 Uhr
na, 12 waren es nach meinem empfinden allemal.
*bibber*
:^D)))