Lokalredakteur
In einem anderen Blog hatte ich mal über unser lokales Anzeigenblättchen, die „Willicher Nachrichten“ geschrieben. 8 Seiten gab es damals für die 50.000 Einwohner-Stadt zu lesen. Gestern kam die neue Ausgabe, diesmal mit 14 Seiten. Inhalte sucht man aber nach wie vor eher vergeblich.
Ich will das nicht wieder alles aufgreifen, und auch nicht erneut seitenweise aufzeigen, wo da überall Lücken sind. Mir fiel das nur in dem Zusammenhang mit diesem Artikel wieder auf.
Nach der Lektüre des Artikels entsteht das deprimierende Bild einer Lokalpresse ohne Publikum. Diesem Ideal nähert sie sich bekanntlich mit raschen Schritten an. Korrekter wäre es trotzdem, von einem Publikum ohne Lokaljournalismus zu sprechen.
schreibt Klaus Jarchow unter anderem. Die thematische Verflachung und das Setzen handwerklicher Mindestanforderungen als Standard resultiert schlicht und ergreifend aus der Tatsache, dass die Geldgeber und damit eigentlichen Blattmacher völlig lebensfremd sind und nicht die geringste Ahnung von den Bedürfnissen ihrer (auch potenziellen) Leser haben. Lokaljournalisten, die hauptberuflich eine PR-Agentur betreiben und deshalb per se wegen der persönlichen wirtschaftlichen Verknüpfungen aus allem eine wundersame bunte heile Welt „schreiben“, sind das Eine, ein nicht zu unterschätzendes Übel. Verlagsleitungen, die einfach keine (wie Olli Kahn so schön sagte) „Eier in der Hose“ haben, sich gegen die Restriktionen der „Mutterkonzerne“, die vielleicht Tageszeitungen mit gelbem und blauem Farbspiel herausgeben, sich dagegen mit Argumenten, wirtschaftlichen Prognosen und neuen Ideen oder einfach mal einem sturen „Nö“ zur Wehr zu setzen, geben dem Ganzen den Rest.
Quelle: stock.xchange (www.sxc.hu), Fotograf: Lusi
Und so verkommen Wochenzeitungen mit lokalem Ansatz zur Wiedergabestelle für Pressemitteilungen von Vereinen, Verbänden oder Initiativen, ohne dass die (auch leitenden) Redakteure die Möglichkeit bekommen, aus dem Wust nicht angeforderter Antworten einer Pressemitteilungen interessante Fragen zu stellen. Bei den Tageszeitungen der Region sieht das nicht viel anders aus. Oft genug wird beispielsweise beim von mir vielzitierten Stefan Niggemeier die Unprofessionalität und die daraus resultierende unfreiwillige Komik des Online-Ablegers der „Rheinischen Post“ bloßgelegt, während die gedruckte Variante als Mantel für die Lokalausgaben wiederum in den Mantel beliebiger Agenturmitteilungen schlüpft. Aber nur, weil man das Gleiche tut wie die richtigen Zeitungen, wird man nicht zu einer richtigen Zeitung. Da gehört noch was dazu.
Für den Lokaljournalismus gilt wohl, dass der vor allem in unserer Region in NRW verloren hat.
Am 12. September 2008 um 08:52 Uhr
*voll unterschreib – betroffen – am tropf häng* 🙁