Polen
Für meine extreme Einstellung gegenüber Gewalttätern bin ich ja zuimindest in diesem Blog bekannt. Das geplante Gesetz in Polen, wonach Täter, die des Kindesmissbrauchs überführt sind, auf chemische Art kastriert werden sollen, entspricht daher ganz meiner Linie. Wenn da nicht Zweifel daran wären, wie das Gesetz angewendet werden soll.
Im SPIEGEL steht das, und auf den ersten Blick hatte Polens Ministerpräsident Donald Tusk meine ganze Sympathie:
„Ich glaube nicht, dass man solche Individuen – solche Kreaturen – Menschen nennen kann. Darum kann man in diesem Fall auch nicht mit Menschenrechten argumentieren.“ Er wolle die „chemische Kastration“ in Polen als Strafe einführen. Die Kastration solle „nicht auf Wunsch des Verurteilten, sondern als Element des Urteils“ geschehen. Die Zwangsstrafe betreffe „hauptsächlich Pädophile, besonders die, die keine Hoffnung auf Besserung haben“.
Quelle: SPIEGEL
Erkannt? Genau. Das Problem dabei ist das Wort „Pädophile“. Schlimm genug, dass es solche Reize bei Menschen gibt. Aber nicht jeder Pädophile ist gleichzeitig jemand, der Kinder missbraucht.
Pädophilie kann behandelt werden, und – wie der SPIEGEL weiter schreibt:
Studien in den USA zeigten etwa, dass nur etwa ein Drittel der verurteilten Straftäter, die Kinder missbraucht haben, pädophil seien. Etwa zwei Drittel würden sich aus anderen Gründen, etwa anderen Krankheiten wie Alkoholismus, an Kindern vergreifen.
„Ich möchte in Polen die schärfste mögliche Gesetzgebung gegenüber Verbrechern einführen, die Kinder vergewaltigen“, bekräftigte Donald Tusk in der vergangenen Woche.
Quelle: SPIEGEL
Das ist ein Wort. Wenn das der Weg ist, Donald, bin ich bei dir. Aber fang nicht an, den Rasen mit dem Bagger mähen zu wollen, wenn du verstehst, was ich meine. Und sollte sich das Ganze als eine Art Imagekorrektur für seine Regierung erweisen – auch gut. Wenigstens wurde mal drüber gesprochen.
Am 25. September 2008 um 10:13 Uhr
Das ich eine etwas andere Einstellung zum Umgang mit Gewaltverbrechern habe ist auch bekannt. Die Aussagen des polnischen Ministerpräsidenten machen aber wieder erschreckend deutlich, mit welch „einfachen“ Mitteln es möglich ist, Volkes Gemüt auf seine Seite zu ziehen. Es zeigt wieder überdeutlich mit welcher Instinktlosigkeit manche Politiker Meinung und Stimmung machen um von den eigenen Fehlern abzulenken. Unerträglich sind für mich Aussagen von Politikern, die sich auch noch liberal nennen, die Menschen zu Dingen degradieren. Mit menschlichem Fehlverhalten auf Stimmenfang und Meinungsmache zu gehen ist unseriös, zumal keine wirklichen Lösungsansätze geboten werden sondern nur Rachegelüste angetrieben werden. Das ist ja so einfach: Kopf- oder Schw*** ab, Spritze setzen, etc. Weg damit aus und vorbei. Aber damit sind doch die Ursachen nicht bekämpft, sondern es werden lediglich Ergebnisse gestrichen. Die Probleme tauchen doch viel früher auf. Unsere Gesellschaft verroht zusehends durch fehlende Erziehung, fortschreitende Verarmung, fundamentalistische Religionsauslegung (egal Welche). Hier ist die Politik gefragt, sie hat Vorbildfunktion in einer Demokratie. Politiker sind mitverantwortlich für die Strukturen einer Gesellschaft. Und um etwas vom Thema abzuweichen: Ich habe noch keinen Politiker in den letzten Wochen gehört, der von „Geldsäcken“ sprach die es gilt „aufzuschlitzen“. Man kann das abgleiten hin zu einer Neid- und Verarmungsgesellschaft nicht verhindern, in dem man hinsichtlich der Auswüchse im Finanzsektor nichts unternimmt oder alles verharmlost. Ich sehe hier ganz klar eine Ursache für wachsende Kriminalität. Niemand wird als Verbrecher geboren, er wird dazu gemacht. In einer intakten, ausgeglichenen Gesellschaft bleiben Auswüchse, also auch Verbrechen, Randerscheinungen. Die hat es und wird es leider immer geben. Das sind Einzelfälle mit der unser Sozialgefüge, die Politik und die Justiz klarkommen muss. Das große Ganze aber muss dabei auf ein vernünftiges Fundament gesetzt werden. Unkrontrolliertem Wirtschaftswachstum, Finanzjongleuren und Korruption muss Einhalt geboten werden, gerade und wegen fortschreitender Globalisierung. Und nun nennt mich Träumer. Ich bin vielleicht einer, zieh mich daran aber immer noch hoch.
Am 25. September 2008 um 10:39 Uhr
Schwanz ab ist ne Super-Lösung. Der penetriert dann schon mal nirgendwo mehr.
Am 26. September 2008 um 21:08 Uhr
Ich unterschreib bei Uli. Einfach zu sagen: „der ist deswegen kein Mensch mehr und hat keine Menschenrechte“ ist ja nun wirklich ein Ding der Unmöglichkeit. Und die Ursachen liegen wirklich tiefer, da hilft dann die Kastration einiger Kranker auch nicht, den allgemeinen Verfall aufzuhalten.
Was nicht heißen soll, dass ich nicht auch durchaus für drastische Bestrafungen zur Verhinderung weiterer Verfehlungen wäre. Aber wenn wir sowas einführen möchten, dann doch bitte auf breiter Linie. Wie wäre es denn damit, gleich die als Eltern für ungeeignet befundenen Leute zu sterilisieren? Da bliebe dem Land‘ ne Menge erspart. Freilich, mehr Kinder würden dadurch auch nicht geboren…
Auch schön, wenn auch eine andere Baustelle: verstaatlichung von Betrieben mit absichtlich herbeigeführter Umweltverschmutzung…beim Lügen ertappte Politiker an den Pranger stellen (also so richtig, wie früher im Mittelalter)…Tierquäler bestrafen mit der selben Behandlung, die sie ihren Viechern zukommen ließen…
Ach, Mist geht ja nicht. Ist ja alles staatlich sanktioniert.