Weltherrschaft der Idioten?

Gestern und heute habe ich die immer noch erschütternden Bilder und Reportagen des 11. September gesehen, an dessen Eindruck die gesamten USA noch heute leiden. Plus Irak und Afghanistan, Pakistan und irgendwie auch alle anderen. Da war ich noch mal bewegt, das hat mich mitgenommen. Bis eben.

Da lese ich bei geo.de (hier der ganze Artikel) mal wieder den Beweis dafür, dass die Durchschnittsamerikaner einen gewaltigen, aber sowas von einem gewaltigen Sprung in der Schüssel haben, dass man sich fast sorgen muss, der zieht den Mond aus der Umlaufbahn.

Fast drei Jahre lang erstellten die Harvard-Forscher an jedem Werktag eine Liste von Patienten, bei denen ein Eingriff kurz bevor stand. Die jeweiligen Vornamen und Anfangsbuchstaben der Familiennamen faxten die Forscher an drei christliche Glaubensgemeinschaften. Jeden der Patienten nahmen die dortigen Bet-Gruppen für 14 Tage in die Fürbitte auf und hielten sich dabei an eine vorgegebene Formulierung.
Die Ergebnisse der aufwendigen Prozedur waren ernüchternd: Das Ferngebet verbesserte die Heilungschancen der Herzpatienten keineswegs. Stattdessen hatten jene, die davon wussten, nach der Operation sogar eher mit Komplikationen zu kämpfen. Möglicherweise setzte sie die spirituelle Unterstützung unter Erfolgsdruck – oder ließ sie gar fürchten, es müsse besonders schlecht um sie stehen.

Warte. Kommt noch besser.

Dieser Forschungsflop entmutigte die Autoren aber keineswegs. „Untersuchungsfremde Gebete“ der Angehörigen könnten ja den Effekt der Fürbitte überlagert haben. Von jenen Studien, die tatsächliche Heilwirkungen nachzuweisen scheinen, sind zudem viele mit Mängeln behaftet. Der Verhaltensmediziner Richard Sloan von der Columbia University hat solche Veröffentlichungen kritisch geprüft. Sein Urteil: Zahlreiche Untersuchungen wiesen auf „deutliche methodologische Fehler“ hin oder hätten zumindest keine eindeutigen Resultate erbracht.

Am besten den gesamten, interessanten und durchaus ängstigenden Artikel durchlesen – die beiden Absätze sind natürlich nicht aussagekräftig genug. Und nach dem Lesen wieder hierher zurück kommen und mit mir darüber sinnieren, ob diese Gläubigen „Wissenschaftler“ zu lange im Reaktionsfeld eines Teilchenbeschleunigers, zu kurz in der Sonne, zu weit weg von der Mutterbrust waren oder schlicht und ergreifend einfach bescheuert sind, ja?

5 Reaktionen zu “Weltherrschaft der Idioten?”

  1. OpaRolf

    Der Bericht zeigt aber auch, das die Medizin langsam erkennt, das der Mensch nicht nur ein Sammelsurium von einzelnen Organen ist, sondern ein ganzheitliches Individium. Und das muss man bei der Behandlung von Krankheiten berücksichtigen. Ich persönlich glaube an die Wirkung von homöopathischen Mitteln. Ich brauche kein Antibiotikum bei einem Schnupfen.
    Allerdings sind die Amis hinsichtlich ihres teilweisen fundamentalistischen Auslebens ihres Glaubens wirklich teilweise ziemlich extrem und weltfremd. In einem Land in dem „intelligente“ Menschen fordern, das neben der allgemin gültigen Lehre von Darwin auch der Kreationismus in den Schulen gelernt werden soll – und dies auch noch vom Präsidenten gefördert wird – in so einem Land ist alles möglich.

  2. Alfred Lohmann

    @OpaRolf: Siehst du, das ist ja der Trick. An etwas „glauben“, damit es wirkt. Das funktioniert gut mit Medikamenten (Placebo-Effekt), kann aber auch genausogut ins Gegenteil (Nocebo) umschlagen. Jemand, der glaubt, dass es ihm ganz gut geht und man ihm schon helfen wird, kann (und wird anscheinend durch die Ergebnisse der nicht so koscheren Studie) durch spirituelle Begleitung schockiert. „Ich dachte, dass alles gut wird – und jetzt betet halb Conneticut für mein Leben? Ist es so schlimm?“

  3. uli

    Das die Amis einen „Riesensprung in der Schüssel“ sieht man doch an der Mrs. Vice-Presindent“ in spe Mrs. Palin. Für die ist der Irak-Feldzug ja auch ein Plan Gottes. Ich glaube dennoch nicht, das da Gebete wirklich helfen, um uns vor solchen „Intelligenzbestien“ zu schützen.

  4. virra

    Chauncey Crandall glaubt an die heilende Kraft des Glaubens.
    Ich auch. In Grenzen allerdings.

    Wenn es Leute gibt, die alleine durch ihren Glauben dazu in der Lage sind die obskursten Rituale zu überstehen oder sich in Trance zu versetzen oder Schmerzen zu ertragen – tja – warum sollte da nicht auch eine fördernde Wirkung für die Gesundheit vom starken Glauben ausgehen?

    Ansonsten kann ich zu dem Thema eigentlich nur sagen, dass die Amis mal lieber alle Pastafaryans werden sollten, statt mit dieser absurd-bigott-mittelalterlichen Glaubensfreude das Christentum neu zu erfinden und auf die an sich schon eher obskure Lehre der katholischen Kirche noch immer einen oben drauf zu setzen.

    [zitat]> In einem Land in dem “intelligente” Menschen fordern, das neben der allgemin gültigen Lehre von Darwin auch der Kreationismus in den Schulen gelernt werden soll – und dies auch noch vom Präsidenten gefördert wird – in so einem Land ist alles möglich.

    Eben. Und deswegen sollte man die Pastafaryans auch unterstützen. >>
    http://de.wikipedia.org/wiki/Fliegendes_Spaghettimonster

  5. Alfred Lohmann

    Ich glaube ja auch, dass der Glaube an die Gesundung eben die auch beschleunigen, unterstützen kann (denn sonst habe ich hier ein echtes Problem). Nur: dass Beten für jemanden hilft, oder „Energieübertragung“ – no, Sir. Thank you. Next one, please.