Tag der deutschen Einheit
12: 43 - Freitag, 3. Oktober 2008Ich bin aufgedunsen durch das Cortison, die daraus resultierenden Heißhungerattacken und den Bewegungsmangel, der auf meine Unsicherheit zurückzuführen ist. Kurzum: Ich bin ein Wrack.
Ich habe ein 1-a-T-Shirt an, das aus mir einen optischen Metzgereiunfall macht, eine Frisur die eher aussieht wie ein Angriff, keuche bei fast jedem Schritt und zittere, wenn ich auch nur eine Tasse
Kaffee anheben soll. Mein Magen dreht sich in jede Richtung, ich habe Blähungen und Sodbrennen durch die Medikamente und manchmal weiß ich nicht, ob mir schwindlig ist oder weil ich meine, mir müsste schwindlig sein. Ich rieche komisch, schmecke nur mühsam den Nuancen hinterher und – mir geht’s gut. Heute ist Tag der deutschen Einheit und heute ist ein bisschen Zuhause und heute ist noch mehr der Tag, an dem mir diese Dinge nichts ausmachen. Bis zu einem gewissen Punkt – aber der ist weit weg. Mir geht’s gut. Und das liegt nicht nur – wie früher so oft – an einem gewissen Umstand, sondern an meiner allgemeinen Verfassung. Das ist echt und nicht aufgesetzt. Das ist real und tiefgehend und das ist Leben und nicht abwarten.